Neben den politischen Gemeinden spielen auch die Kirchgemeinden in der Geschichte Vitznaus eine wechselvolle Rolle. Lange Zeit dominierte die römisch-katholische Kirche, der heute immer noch der grösste Teil der Bevölkerung angehört. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bildete sich – auch im Zusammenhang mit dem Tourismus – die evangelisch-reformierte Kirchgemeinde. Gesellschaftliche Entwicklungen des 20. Jahrhunderts, z.B. die Migration, haben dazu geführt, dass heute in Vitznau Angehörige weiterer/keiner Religions- und Glaubensgemeinschaften wohnen.

 

Römisch-katholische Kirche

Die erste und 1478 erstmals erwähnte Kapelle im Dorf wurde wahrscheinlich auf Anregung des Klosters Pfäfers gebaut. Vitznau gehörte zur Kirchgemeinde Weggis, wo die Hauptgottesdienste abgehalten wurden. An bestimmten Festtagen fanden der Gottesdienst und der Religionsunterricht in der Kapelle zu Ehren des Hl. Hieronymus statt. Da es umständlich war, Taufen und Beerdigungen in Weggis vorzunehmen, förderte man die Errichtung einer eigenen Kaplanei.

1641 Stiftung der Kaplaneipfründe: Hans Joller, Kappellmatt, errichtete ein Servitut zugunsten einer Erweiterung der Kapelle und der Anlage eines Friedhofs.
1654 Bau des Kaplanenhauses („Seerose“, eines der ältesten Häuser in Vitznau).
1679 Jahreszahl der ältesten Glocke (heute auf dem Berggut Eselberg).
1799 Vitznau wurde eine eigene Pfarrei mit eigenem Friedhof.
1839-1843 Neubau der Hieronymus-Kirche: Die Kirche entspricht im Grundriss, äusseren und inneren Aufbau dem Typus der einschiffigen Luzerner Landkirchen. Die Steine stammten aus der Buholzweid und dem Horwer Steinbruch. Die Bürger leisteten insgesamt 13'169 Tage Fronarbeit. Baukosten: Fr. 48'820.–, Einweihung: 16.10.1843.
1889 Die Kirche bekam eine neue Orgel.
1894 / 1907 Die Kirche wurde teilweise renoviert. Da für eine vollständige Renovation anlässlich der Jahrhundertfeier das Geld fehlte, wurde jene verschoben.
1927 Die Kirche erhielt zwei neue Glocken.
1955/56 Innenrenovation und neue Orgel.
1962 Abschluss der Aussenrenovation.
1994 Einweihung des neuen Pfarrhofs.
2001 Abschluss der Innenrenovation.


Das Kirchenjahr in Vitznau ist vor allem durch Ostern, Pfingsten und Weihnachten geprägt. Zudem spielen die Geburtstage von Heiligen (z.B. Hl. Hieronymus am 30.09.) und christliche Bräuche eine Rolle. Dazu zähl(t)en z.B. das Wallfahren nach Beckenried, Greppen oder auf die Rigi, Prozessionen (z.B. an Fronleichnam) und auch der Betruf, d.h. das von den Alpen gerufene Dankgebet, mit dem um den Segen Gottes sowie um den Schutz durch Maria und die Heiligen gebeten wird.

 

Evangelisch-reformierte Kirche

Mit der Rigibahn kamen Mitarbeitende und Feriengäste protestantischen Glaubens nach Vitznau. Einer der ersten Protestanten war Maschinenmeister Gottfried Braun, der seit 1871 mit seiner Familie in Vitznau wohnte und bei der Rigibahn arbeitete. Zusammen mit dem Feriengast Kaufmann-Neukirch, Bankier aus Basel, und mit Josef Fellmann, Rigibahndirektor und Präsident des Kurvereins Vitznau, ersuchte Braun den Gemeinderat, protestantische Gottesdienste feiern zu dürfen.

1896 Erster evangelisch-reformierter Gottesdienst im Arbeitsschulzimmer, Aufbau der Kirchengenossenschaft unter dem Präsidium von Braun und dank der Unterstützung von Kurgästen sowie der Basler Missionsgesellschaft.
1903/04 Genehmigung zum Bau der Markus-Kirche auf einem von Braun erworbenen Grundstück. Einweihung am 05.06.1904.
1906 - 1930er In der Kirche fanden auch anglikanische Gottesdienste statt.
1927 Erste Predigt einer Frau: Marie Speiser wurde nicht nur als erstes reformiertes Kind in Vitznau getauft, sondern war auch eine der ersten Theologinnen der Schweiz.
1935 Namensänderung: Aus der evangelisch-reformierten Kirchengenossenschaft wurde die Protestantenvereinigung Vitznau.
1946 Gründung des Lismerkränzlis und einer Sonntagsschule.
1948 Eigener Kirchensprengel zusammen mit Weggis und Meggen.
1954ff. Renovation der Kirche mit Aufzug einer dritten Glocke, Einbau einer Orgel.
1979 Schaffung des Kirchensprengels Rigi-Südseite (Greppen, Vitznau, Weggis) unter der Leitung der Kirchenpflege.
1985 Renovation der Kirche: Anbau mit Sakristei und WC-Anlage.
2004 Mit einem Fest für die ganze Bevölkerung wird an Fronleichnam (10. Juni) das 100- Jahr-Jubiläum der Markus-Kirche gefeiert.
2010 Aussen- und Innenrenovation der Kirche.